Wer die Autobiographie einer großen Persönlichkeit liest, interessiert sich vor allem für den Menschen oder die Epoche, in der er gelebt hat. Der Leser will also Fakten historischer, kultureller oder psychologischer Art erfahren. Aber dem Verfasser der Autobiographie geht es nicht allein um Fakten, sondern auch um die Kohärenz der Ereignisse und der Ideen, den organischen Aufbau, die gute Lesbarkeit, kurz: um die literarische Gestalt seines Berichtens, die Poetizität. Wir sagen da nichts Neues: Besonders seit den Forschungen der amerikanischen Kulturwissenschaftler Hayden White und Stephen Greenblatt weiß man, dass jegliche Geschichtsschreibung ein subjektives Unterfangen ist, das nicht ‚Wahrheit‘ vorträgt, sondern poetisches Schaffen ist. Bei der Autobiographie kommt noch hinzu, dass der Verfasser vielleicht absichtlich Tatsachen unterschlägt und Unwahres erzählt, weil ihm Manches peinlich oder rufschädigend erscheint. Die Grenze zwischen Unwahrhaftigkeit und Kreativität ist freilich fließend. Resümee unserer vielleicht zu knappen Darstellung: Eine Autobiographie ist ein poetisches Werk. …
Eine Rezension von Martin Lowsky
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